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Kontroverse zur Massentierhaltung geht in die nächste Runde ::: Junge Wähler braucht das Land

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Kontroverse zur Massentierhaltung geht in die nächste Runde

„Gesetze sind wie Würste, man sollte nicht dabei sein, wenn sie gemacht werden.“ Otto von Bismarck soll das mal gesagt haben. Historisch belegt ist das zwar nicht, aber einen wahren Aspekt scheint das Zitat trotzdem zu haben. Heutzutage essen die Menschen so viel Fleisch wie nie zuvor und das obwohl die Fleischindustrie ziemlich viel Ansehen und Vertrauen verloren hat.

In Thüringen werden fast 3 Millionen Hühner, knapp 900.000 Schweine und über 300.000 Rinder gehalten. Wie die Auftragsstudie „Massentierhaltung“ in Thüringen?“ der SPD-Landtagsfraktion aus dem letzten Jahr ergab, fristet auch in Thüringen eine übergroße Mehrzahl der Nutztiere sein Dasein in Massentierhaltungsanlagen.

Doch was ist Massentierhaltung eigentlich? Eine Frage deren Beantwortung sehr unterschiedlich ausfallen kann. Folgt man der SPD-Studie und vielen anderen Organisationen, bedeutet Massentierhaltung die intensive Haltung von Nutztieren in Großbetrieben zur Erzeugung tierischer Lebensmittel. Intensive Haltung heißt: Tiere gleicher Art und Altersgruppe in großen Beständen auf begrenztem Raum. Es handelt sich hier zumeist um Hochleistungstiere, die durch möglichst geringen Einsatz menschlicher Arbeitskräfte nicht individuell betreut werden können. In der Regel fehlt es den Betrieben an landwirtschaftlicher Nutzfläche. Futtermittel und Jungtiere müssten deshalb von den Betrieben zusätzlich gekauft werden. Das ist eine Sicht der Dinge.

Für Stefan Baldus vom Thüringer Bauernverband steht außer Frage, dass der Begriff Massentierhaltung in Zusammenhang mit der Definition, wie sie u.a. SPD und Grüne vermitteln, an den Haaren herbei gezogen ist. Der Begriff Massentierhaltung beschreibe keine Zustände, sondern Gefühlswelten. So habe Massentierhaltung überhaupt nichts mit der landwirtschaftlichen Situation in Thüringen und Deutschland zu tun. Baldus wörtlich:

„Alles zusammengenommen ist kompletter Schwachsinn. Es gibt keinen Zusammenhang zwischen der Anzahl von Tieren in einem Betrieb oder der Anzahl von Tieren, die in einem Stall gehalten werden und der Bewertung, ob die Tierhaltung in Ordnung ist oder nicht in Ordnung ist. “
„Ob die Tierhaltung in Ordnung ist, richtet sich einmal, wenn man sich im öffentlichen Raum bewegt, nach der Frage, was der Gesetzgeber an Tierschutzmaßnahmen, an Haltungsformen vorschreibt. Und das ist nicht abhängig davon, wie viele Tiere in einem Stall sind, sondern das hängt davon ab, ob das einzelne Tier genug Platz hat, ob das einzelne Tier in einem gesundheitlich optimalen Zustand gehalten wird, ob das Tier vernünftige Temperatur vorfindet, ob das Tier genug Luft hat, ob das Tier genug Auslauf hat.“


Tiergerecht ist also, was der Gesetzgeber vorschreibt.

Für die Thüringer Grünen ist es dennoch unbestritten, dass Massentierhaltung bei uns im Bundesland existiert und zahlreiche Probleme in sich birgt. Anja Siegesmund, Vorsitzende der Grünen im Thüringer Landtag erklärt:

„Zum einen erzwingt Massentierhaltung einen großen Einsatz von Antibiotika. Das heißt Sie müssen präventiv, wenn Sie sehr viele Tiere, zum Teil über Tausend, in einem Stall haben, präventiv Antibiotika verabreichen um die Ansteckungsgefahr unter den Tieren zu verhindern.“

Antibiotika können unter Umständen Rückstände in tierischen Lebensmitteln hinterlassen, die wir als Endverbraucher mitessen. Einige Wissenschaftler gehen davon aus, dass solche Rückstände in Lebensmitteln zu Resistenzen beim Menschen führen können. Darüber hinaus sei die Massentierhaltung aus ökologischen und zu guter Letzt auch aus tierschutzrechlichen Gründen sehr bedenklich.

„Beispielsweise in Schweinemastanlagen und ich habe mir wirklich schon viele auch in Thüringen angeguckt, ist es aufgrund der Tatsache, dass so viele Tiere zusammengepfercht werden, oft nötig den Schweinen die Schwänze abzuschneiden.“, so Siegesmund.

Nicht nur die Grünen sehen Handlungsbedarf beim Thema Massentierhaltung. Auf Nachfrage zum Beweggrund der SPD- Studie der Landtagsfraktion in Thüringen sagt Eleonore Mühlbauer,
Sprecherin für Landwirtschaft, Natur- und Tierschutz:

„Veranlasst hat uns: die vielen Verbraucherskandale, die in den letzten Jahren regelmäßig aufgetreten sind, eine Studie vom Bundesumweltministerium, die darauf hinweist, dass es erhebliche Steigerungen von MSR-Erregern gibt, die über Fleisch übertragen werden, vor allem im Putenbereich und um eine Situationsanalyse, eine Bestandsanalyse für den Freistaat Thüringen zu bekommen. Das Ergebnis unserer Studie war, dass die Tierbestände analysiert wurden sind und wir jetzt eine Situationsanalyse auch für die Bundesrepublik Deutschland haben, wie viele Tiere, welche Tiere werden in welchen Bereichen, wo gehalten.“

In Thüringen konzentriert sich knapp ein Drittel der Mastschweine auf fünf große Betriebe.
Laut der SPD-Studie von 2013 werden 19 von 20 Schweinen in Massentierhaltung gehalten. Darüber hinaus leben noch einmal nahezu 90% der Hühner und 85 % der Kühe unter vergleichbaren Umständen.

Für den Thüringer Bauernverband ist die SPD-Studie jedoch mehr als fragwürdig. So entgegnet Stefan Baldus:

„Ich bin immer sehr aufmerksam, wenn eine Partei jemanden zur Bekräftigung der eigenen Meinung heranzieht, der in der Fachwelt höchst umstritten ist. Die wissenschaftliche Leistung des Menschen, der die Studie in Anführungszeichen zusammengeschrieben hat, liegt darin, dass er alles andere, was andere Leute zusammengeschrieben haben und was ihm in den Kram passt, in eine Broschüre gefasst hat. Ob das wissenschaftliche Leistung ist, da mache ich mal ein Fragezeichen.“

Wissenschaftlich? Ja, was heißt das eigentlich? Gegenüber Radio F.R.E.I. verweist Stefan Baldus eindrücklich auf einen kürzlich erschienen Bericht des Thüringer Ministerium für Soziales, Familie und Gesundheit. Diesem zufolge sollen bei Kontrollen in den vergangenen zwölf Monaten keinerlei Antibiotikarückstände in Thüringer Lebensmitteln gefunden worden sein. Auf Nachfrage beim Ministerium wurde auf den jährlichen Bericht zur amtlichen Lebensmittelüberwachung in Thüringen hingewiesen. Laut diesem Bericht konnten in 15 von rund 7000 Fleischproben Rückstände von pharmakologisch wirksamen Substanzen gefunden werden. Zwar scheint dieser Anteil minimal, dennoch wurden Rückstände gefunden.

Die Grünen um Anja Siegesmund jedenfalls sehen für die aus der Massentierhaltung resultierenden Probleme verschiedene Lösungsansätze. Zum einen wollen sie die Fördermittelvergabe für Landwirtschaftsbetriebe stärker an Tier- und Umweltschutzstandarts binden. Darüber hinaus fordern sie schärfere Kontrollen der Betriebe und wollen in die Forschung investieren.

Jedoch erwecken derartige Maßnahmen beim Verbraucher oftmals Unmut. Würde es beispielsweise mehr Arbeitskräfte in Massentierhaltungsanlagen geben, bedeutete das zwar eine bessere individuelle Tierbetreuung, gleichzeitig aber auch mehr Aufwand und höhere Kosten für den Betrieb. Das könnte zu einer Steigerung der Preise für den Verbraucher führen. Dazu kommt, dass Lebensmittel vom Kleinbauern um die Ecke preislich höher liegen, als die der Massenindustrie.

Für Eleonore Mühlbauer der Thüringer SPD spielen die Bedenken der Verbraucher vorerst keine Rolle. Sie will beim Verbraucher erst einmal das Bewusstsein für Massentierhaltung und Massenindustrie schärfen, bevor nächste Schritte vollzogen werden. Schließlich wandern 30 % der gekauften Lebensmittel in die Tonne. Den Zusammenhang des Problems zwischen Einzelhandel und Regionalität erläutert sie an einem Beispiel aus dem Freistaat:

„Hier in Thüringen in Gierstädt gibt es Äpfel. Solange Sie im Supermarkt den Apfel vom Bodensee günstiger bekommen, als den Apfel aus Gierstädt, stimmt etwas im Förderungssystem nicht. Der Apfel aus Gierstädt hat natürlich eine wesentlich geringere CO² Bilanz, ist nachhaltig, ist regional, fördert unsere Wirtschaft, während der Apfel vom Bodensee allein durch die Transportkosten wesentlich unökologischer für das ganze System ist.“

Ein weiteres aktuelles Beispiel zeigt jedoch, dass das Thema Massentierhaltung bereits in viele Thüringer Köpfe gerückt ist. So findet Anfang September erstmals die Demonstration „Wir haben es satt! Agrarindustrie abwählen!“ in der Landeshauptstadt Erfurt statt, auf die Anja Siegesmund der Thüringer Grünen nun einen Vorgeschmack gibt:

„Also Campact organisiert in der BRD mehrere Demonstrationen unter der Überschrift „Wir haben es satt!“. Das ist eine unabhängige Organisation, die einfach darauf aufmerksam machen will, dass tierquälerische Aufzucht in den Ställen auch ihre Folgen hat und wir als Grüne beteiligen uns daran. Werden auf jeden Fall auch dabei sein und hoffen, dass ganz ganz viele Erfurterinnen und Erfurt oder auch thüringenweit Menschen, die auch sagen: „Wir haben es satt, dass Tierqual bei uns in Thüringen stattfindet!“, dabei sind und ich hoffe, dass dieser 5. September ein guter Aufschlag wird, um zu zeigen, dass in der Landwirtschaft viele gute Ansätze gibt, aber dass man klarmachen muss, dass industrielle Massentierhaltung ihre Grenzen hat und die Verbraucherinnen und Verbraucher diese auch erkennen.“

Weitere Infos zur Demo findet Ihr auf campact.

Lisa Milke /
29.08.2014



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Junge Wähler braucht das Land

Am 5. September finden anlässlich der Thüringer Landtagswahlen 2014 Wahlen für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren statt, bei der sie symbolisch ihre Stimme abgeben dürfen. Ziel der bundesweiten Bildungsinitiative U18 ist es, junge Menschen an die Politik heranzuführen. So sollen sie lernen Politik zu verstehen, zu hinterfragen und aktiv mitzugestalten. Anlaufstelle hierfür ist das Jugendrechtshaus Erfurt e.V.. Dort können sich die jungen Wähler vorab über das Projekt informieren und auch am Wahltag ihre Stimme abgeben.

„Die U18 Wahlen laufen immer offiziell neun Tage vor der richtigen Landtagswahl, das heißt am 5. September ist U18 Wahltag, aber in den verschiedenen Wahllokalen gibt es eben noch Aktionen, bei denen Kinder schon vorher wählen können.“, erzählt Maria vom Jugendrechtshaus e.V..

Wie bei den richtigen Wahlen, sind die Stimmzettel von den Kindern am Wahltag bis spätestens 18 Uhr in den Wahllokalen abzugeben. Wo die Wahlen stattfinden, erzählt sie genauer:

„Speziell in Erfurt ist das Jugendrechtshaus in der Magdeburger Allee 4 als Wahllokal angegeben, so wie die Landesvereinigung für kulturelle Jugendbildung in der Marktstraße 6 und das Music College mit den Häusern Fritzer in der Talstraße und der Musikfabrik auf dem Rabenhügel.“

Nachdem gewählt wurde, werden die Stimmen ausgezählt und bekannt gegeben, aber auf die richtige Wahl haben die Stimmen der jungen Wähler natürlich noch keinen Einfluss. Jedoch können sie so schon mal ihre ersten Erfahrungen mit der Wahlsituation sammeln.

„Bei uns wird es so sein, dass wir das dieses Jahr auch so hochrechnen, dass man sieht welche Sitze welche Partei im Landtag erhalten würde, wenn das Ergebnis der Kids zählen würde und dann ist es doch ganz spannend, das dann in der darauf folgenden Woche mit dem offiziellen Ergebnis der Landtagswahl zu vergleichen.“

Eine besondere Veranstaltung zur Kinder- und Jugendwahl findet im Zeitraum vom 18. bis 29. August statt. Mit der Aktion „Rätsel dich durch Erfurt“ sollen junge Menschen animiert werden, sich mit den Themen Demokratie und Wahlen näher zu beschäftigen.

„Die Wahlspezial Ferienaktion lädt einfach Kinder und Jugendliche ein sich quer durch Erfurt zu rätseln. Das ist angelehnt an eine Schnitzeljagd, so dass es 21 Stationen in Erfurt gibt, die mit verschiedenen Aufgaben und Rätseln quasi aufwarten.“

Eine dieser Stationen wird die Schnitzeljäger auch zu Radio F.R.E.I. führen. Es warten bei dieser Aktion nicht nur Spaß und Spannung auf die Kinder und Jugendlichen, sondern der Gewinner der Schnitzeljagd quer durch Erfurt wird sogar mit einem Kinogutschein belohnt.

Jördis Ahnert /
25.08.2014





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Lokalnachrichtenredaktion
29.08.2014

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