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FestivalVergleich: Highfield vs. Hip Hop Kemp

Zwei Festivals standen in diesem Sommer auf meiner To-Do-Liste und was ich dort erlebt habe und welches ich euch empfehlen würde, hört ihr hier!


FestivalVergleich

Der meteorologische Herbstanfang rückt näher, kühlerer Tage ziehen ins Land und man merkt, dass sich der Sommer in Deutschland dem Ende nähert. Mit ihm gehen auch Freibadtage, Grillnächte und Festivals dahin. Letzterem wollte ich mich einmal widmen und zwei Musikfestivals, die ich diesen Sommer besucht habe, aus meiner Sicht wiedergeben, bewerten und vergleichen.
Deutschland hat unzählig viele Festivals, von klein bis groß, von House bis Folk, Schützenliebe Open Air bis Splash. Für jeden ist etwas dabei. Aus diesem Grund ist es vielleicht ganz gut, dass ich auf zwei Festivals war, die ziemlich unterschiedlich sind. Zum einen besuchte ich das Highfield vom 14.-16. August am Störmthaler See bei Großpösna. Zum anderen war ich auf dem Hip Hop Kemp im tschechischen Hradec Kralove vom 20.-22. August.
Faktencheck:
Das Highfield ist eines der bekanntesten deutschen Indie-Rock-Festivals. Gegründet wurde es 1998 und fand ursprünglich am Stausee Hohenfelden bei Erfurt statt. Seit 2009 finden sich rund 25.000 Besucher in Großpösna bei Leipzig ein um dort auf zwei Bühnen ihre Lieblingsbands zusehen. Die Headliner dieses Jahres waren Marteria, Broilers, The Offspring, KIZ, Clueso und Dropkick Murphys.
Beim Hip Hop Kemp in Hradec Kralove, zu deutsch Königgrätz – circa eine Autostunde von Prag entfernt – treffen sich seit 2002 Hip Hop Heads aus Tschechien, Deutschland, Polen, Österreich, Slowakei und Schweiz, um die besten internationalen Rapper zu sehen. Das Ganze findet im Festivalpark Letiste, einem alten Militärfluggelände, statt und bieten ähnlich dem Highfield 25.000 Besuchern Platz. Auf dem HHK gibt es neben einer Mainstage, 5 kleinere Bühnen, die sich zum größten Teil in den alten Hangars des Flughafens befinden. Headliner dieses Jahr waren unter anderem Ghostface Killah, Joey Bada$$, Mobb Deep, Yelawolf, DJ Premier und Royce Da 5’ 9’’, Gangstarr Foundation und Evidence.
Man merkt also schon, dass sich diese beiden Festivals nicht nur von der Musik, sondern auch von den Besuchern her unterschieden. Bei 25.000 Leuten ist es deshalb wichtig, dass genügend Platz zum Übernachten zur Verfügung steht. Der Zeltplatz ist deshalb wahrscheinlich bei einem Festival ein mindestens genauso wichtiger Ort wie das eigentliche Festivalgelände selbst.
Da ich das erste Mal beim Highfield war, war ich von der Größe des gesamten Geländes und vor allem des Zeltplatzes ein wenig beeindruckt. Es gibt insgesamt zwei Zeltplätze, einen Karavanplatz und einen grüner Wohnen Bereich, auf den man nur mit vorheriger kostenfreier Anmeldung darf und in dem man sich, anders als auf den normalen Zeltplätzen, an bestimmte Regeln wie Müll wegbringen, keine Laute Musik und lautes Gegröle halten muss. Dieser Teil des Zeltplatzes ist Teil des grün rockt Projektes des Highfields bei dem unter anderem für Viva Con Agua gespendet werden oder sein nicht verbrauchtes Essen geteilt werden kann. Ein Problem eines wahrscheinlich jeden Festivals sind die Toiletten und sanitären Anlagen. Entweder man stellt sich an einem der zwei Dusch- und Toiletteneinheiten an oder kann für 2 Euro sein Geschäft in einer Komposttoilette erledigen, die dafür jederzeit saubergemacht wird. Alles in allem kann ich mich nicht über die Sauberkeit beschweren, ein großer Vorteil zum HHK ist hierbei, dass es wassergespühlte Toiletten sind und man warm duschen kann. Beim Hip Hop Kemp genießt man dies nur nach langem anstehen und wenn man kein VIP Band hat oder auf dem normalen Zeltplatz schläft muss man rund einen Euro für eine Toilettenspühlung zahlen. Wenn man dies nicht will, muss man wohl oder übel auf die Dixie-Klos gehen, bei denen man schon aus 30 Metern Entfernung Tränen in den Augen gepaart mit Brechreiz bekommt. Das HHK hat daher im Vergleich des Campingplatzes deutlich verloren. Obwohl man hier zwar eine Multikultur aus Polen, Deutschen, Tschechen und anderen Europäern erlebt und es einem vor allem an diversen Drogen nie mangeln würde, ist der Zeltplatz überfüllt und leider auch nicht mit genügend Sanitäreinrichtungen ausgestattet.
Wer aber im wahrsten Sinne des Wortes darauf scheißt und lieber ein Wochenende lang so günstig wie möglich viel Spaß haben will, ist hier genau richtig, denn im Punkto Preise macht unseren europäischen Nachbaren niemand etwas vor. Im Vorverkauf kosten die günstigsten Tickets 45 Euro und das für 3 Tage Party plus einen Warm Up Tag mit insgesamt über 90 Acts. Allein das Camping schlägt noch einmal mit 10 Euro extra zu buche. Für VIP-Karten zahlt man 110 Euro, hat jedoch kein Toilettenzahlproblem, der Zeltplatz ist leerer und man hat einen eigenen Parkplatz und einen VIP-Bereich mit eigener Bühne und DJs.
Mit den normalen Kartenpreisen kann das Highfield leider nicht mithalten. 99 Euro kostet hier die günstigste Karte für 3 Tage inkl. Camping und rund 40 Bands. Und auch auf dem Festivalgelände in Großpösna sollte man ein bisschen mehr Geld mitnehmen, denn 4 Euro pro Bier kann es schon sein, dass einem der Durst eher wieder vergeht. In Tschechien, dem Mutterland des Bieres, hingehen, gibt es dieses schon für fast lächerlich 37 Kronen, also umgerechnet rund 1,50 pro halber Liter. Auch das Essen ist für deutsche Verhältnisse ein Schnäppchen. Einen Teller Asianudeln gibt es beispielsweise für 2,40 Euro und einen XXL Burger für umgerechnet 3,60 Euro. Jedoch sollte man immer ein wenig aufpassen was man ist, denn vom Geschmack her punktet definitiv das Highfield. Auch wenn man eigentlich nichts unter 5 Euro findet, schmeckt das, was man findet richtig gut. Hier ist also die Bewertung relativ ausgeglichen.
Und wenn man dann neben dem ganzen Essen und Trinken keinen Act findet, der einem gerade zusagt und der Campingplatz auch nur noch nervt, gibt es auf beiden Festivals ein paar Side-Activities, die ich nicht vorenthalten möchte. Auf dem Highfield gibt es das altbewährte Riesenrad, dessen Fahrt 5 Euro kostet, man von dort aber auch einen super Ausblick über das gesamte Festivalgelände genießen darf. Um sich abzukühlen kann man auch direkt in den Störmthaler See springen und für diejenigen die es nach den Bands noch einmal richtig krachen lassen wollen, gibt es ein Afterparty Zelt. Zudem gibt es Bungjeejumping und ein paar kleiner Stände oder eine Shisha-Lounge. Das war es dann aber auch schon.
Da ich nur die Side-Activities vom Hip Hop Kemp gekannt habe, war ich ein bisschen enttäuscht als ich einmal keine Band gefunden hatte, die mich interessierte. Denn beim HHK gibt es eine breite Palette an Dingen, die man auf dem riesen Festivalgelände tun kann. Um nur ein wenig zu nennen: man kann sich im Skimboarden versuchen, auf einer Wasserrutsche einen Berg hinutersausen, Streetball, Crazy Bubble Fußball und Spikeball spielen, Poker oder Xbox zocken oder bei einer von zwei Halfpipes Skatern und Bikern beim fahren zuschauen oder an einer 1000m Wall of Fame selbstmitsprühen. Außerdem gibt es noch eine Freestyle Corner, einen Pool und für die Breakdancer eine eigene Bühne zum tanzen und battlen. Das beste für mich war aber, dass man, in einem Klettergurt an ein Seil gehangen, über den Bereich der Mainstage schweben konnte und seinen Lieblingsact von oben sehen konnte. Das beste hierbei ist, dass die Aktivitäten entweder nichts oder nur ein wenig Geld kosten, man also somit auch noch den Geldbeutel schonen kann. Und wer wirklich gar nichts findet, kann einfach durch die zahlreichen Verkaufsstände schlendern und nach Vinyls diggen oder Klamotten kaufen. Langeweile in Hradec, auf keinen Fall.
Zum Schluss meines Festivalvergleichs würde ich gern noch auf einen anderen Punkt zu sprechen kommen, wahrscheinlich der subjektivste überhaupt – die Leute und deren Benehmen. Obwohl das Highfield zwar sehr grün scheint und auch imagemäßig viel dafür tut, ist mir bei den Besuchern eher das Gegenteil aufgefallen. Zwar nicht im Übermaße aber doch deutlicher als in Tschechien. Es wird trotz Foodsharing viel Essen weggeworfen oder einfach großzügig über den ganzen Zeltplatz verteilt oder beim Aufräumen einfach ohne es Anzurühren stehen gelassen. Hieran merkt man vielleicht doch, dass es einigen Leuten zu gut in unserem Land geht und manche Dinge einfach nicht genügend gewürdigt werden. In Hradec habe ich das in diesem Ausmaß nicht erlebt. Jedoch zünden dort ein paar verrückte ihre Zelten am letzten Tag an aber gut, so etwas macht eben ein Festival aus und prägt die gesamte Stimmung. Zwar ist diese Einschätzung, wie gesagt subjektiv, aber sie darf gemacht werden.
Alles in allem – was war besser, Hip Hop Kemp oder Highfield. Die Frage ist schwer, denn es kommt auch immer noch auf anderen Faktoren wie Wetter, Freunde und so weiter an. Im Ende muss ich aber sagen, dass das Hip Hop Kemp vor allem durch verschiedene Nebenaktivitäten und die günstigen Preise bevorzugen würde. Einen Besuch sind aber beide Festivals in jedem Fall wert.

Universal
28.09.2015

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