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LP der Woche | KW 46/2012 | Die Liga der gewöhnlichen Gentlemen - "Jeder auf Erden ist wunderschön"

Bevor man sich vom Schock, der einen mit der Nachricht von der Superpunk-Auflösung ereilte, erholt hat, veröffentlichen Superpunk-Sänger und -Gitarrist Carsten Friedrichs und -Bassist Tim Jürgens mit drei neuen Mitstreitern ein neues Album mit neuer Band: Die Liga der gewöhnlichen Gentlemen nennen sie sich und ihr erstes Album heißt "Jeder auf Erden ist wunderschön".

Jan Müller zum Debut-Album "Jeder auf Erden ist wunderschön"

MEINE TAGE WAREN DUNKEL UND GRAU

Vermutlich erwartet nun glücklicherweise niemand von Carsten Friedrichs, dass er mit neuer Band den Musikstil vollkommen geändert hat oder sich für seine Texte ein völlig neues Thema suchte. Glücklicherweise ist das auch tatsächlich nicht geschehen. Es ist ja vielmehr festzustellen, dass Carsten, als er mit seiner damaligen Band Die Fünf Freunde zum ersten Mal deutschsprachige Texte verfasste, sein Thema bereits gefunden hatte. Ähnlich wie May Spils und Werner Enke in ihren Filmen (Zur Sache Schätzchen, Nicht fummeln Liebling etc.) ist seitdem im Grunde jedes Album unter Carstens Beteiligung eine Wiederholung und zugleich Verfeinerung des Ausdrucks seiner humorvoll-melancholischen Sicht auf die Welt. Erstaunlicherweise erinnert nicht nur die Schaffens- und die Herangehensweise an Spils/Enke, auch in der Art des Humors sind viele Gemeinsamkeiten zu erkennen. Jedoch war in Carstens Texten die Tragik des Daseins oft expliziter formuliert als bei dem Münchner Filmemacher-Duo, auch wenn er mit Hilfe seiner Band Superpunk dies stets mit Dur-Akkorden zu konterkarieren versuchte: Positiv waren seine Geschichten und Betrachtungen trotz Humor meist nicht. Vermutlich auch deshalb, weil positive Kunst meist scheußlich und penetrant ist. In die späteren Superpunk-Titel schlich sich dann aber doch mitunter pure Lebensfreude ein. Titel wie "Ich find alles gut" oder "Babylon Forever" waren genau dies: Positiv, leicht und dennoch wirklich große Kunst und große Statements. Diese fast schon münchnerische Leichtigkeit ist nun im ersten Album der Liga der gewöhnlichen Gentlemen geradezu omnipräsent. Der Titel des Albums "Jeder auf Erden ist wunderschön" ist programmatisch: Dass in dem gleichnamigen Stück dann ein "sogar Du" hinzugefügt wird, ist ein gutes Beispiel dafür, mit wieviel Feinsinn Carsten Friedrichs in seinen Texten Euphorie und Melancholie auspendelt....

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18.11.2012

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