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LP der Woche | KW 21/2012 | Chuck Prophet - "Temple Beautiful"

Konzeptalben können ein schweres Vorhaben sein, besonders wenn Erfolgreiche ein Thema in einen Liederzyklus begutachten. Viele scheiterten kläglich als Musiker die richtigen Texte zu finden und Persönliches einzubringen, ...

... aber nicht in diesem vorliegendem Fall. Überlassen wir es den „San Franziskaner“ CHUCK PROPHET mit seinem zwölften Soloalbum, seit der Auflösung von seiner frühen Band „GREEN ON RED“ 1990, diese Verallgemeinerung zu widerlegen.

Diese Platte verweist auf Orte in seiner Heimatstadt. Die 12 Songs auf „TEMPLE BEAUTIFUL“, benannt nach einem einflussreichen und lange vergessenen Punk-Club aus San Francisco, beziehen sich manchmal nur indirekt auf die Stadt. In der Tat fällt es schwer, ohne den Ansagen bei Live-Konzerten oder Presseerklärungen, seinen ursprünglichen, melodischen Rock & Roll einem bestimmten Platz zu zuordnen. Dennoch verkündet CHUCK PROPHET stolz das dieses Album „in San Francisco von Leuten aus San Francisco über San Francisco“ gemacht wurde.

Unabhängig davon ist dies eine weitere tolle Scheibe, in einer bemerkenswert, konsequenten Serie. Gefüllt mit enggewobenen, blues-basierten Rock, getragen von seinem schlichten Sprechgesang mit immer einfallsreichen Telecaster-Riffs. Die verträumten Trip-Hop-Beats, die einst eine besondere Rolle in Prophet`s Sound spielten, wurden durch gelegentliche Bläsersätze ersetzt. Keyboards, eingespielt vom Produzenten BRAD JONES, Violine und Violoncello, und sogar einem Gastauftritt von ROY LONEY, dem Gründungsmitglied und Frontmann, der legendären FLAMIN ' GROOVIES sind auf „TEMPLE BEAUTIFUL“ zu hören.

Das eher offene Thema „Namenchecks“ reicht von weltweit renommierten San Francisco Figuren, wie WILLIE MAYS bis hin zu dem weit mehr obskuren EMPEROR NORTON, einem britischen Exzentriker, den wahrscheinlich nur Leute aus der damaligen Szene kennen.

Der 1978 von DAN WHITE durchgeführte Doppelmord an HARVEY MILK und GEORGE MOSCONE wird im Song „WHITE NIGHT, BIG CITY“ aufgegriffen. Wobei der Text undurchsichtig ist, auch wenn im Lied Audiomaterial des daraufhin stattgefundenen WHITE NIGHT RIOTS eingespielt wurde.

Ein Teil des Liederzyklus, welcher sich auf spezifische San Francisco Themen bezieht, funktioniert sehr gut. z.B. die einsamen Seelen, die dass „MUSEUM OF BROKEN HEARTS“ bevölkern und eine tangentiale Beziehung zu AIDS aufweisen. Das Ergebnis ist eine, der schönsten und traurigsten Balladen, mit einfachen, etwas psychedelisch-klingenden Geigen, die sich durch den ganzen Track ziehen.

Der kurze 50er Jahre Ausflug mit souligen Saxophon, wie zu besten „STAX-Zeiten“ gespielt von Ehefrau STEPHANIE FINCH bei dem gemeinsamen Duett "LITTLE GIRL, LITTLE BOY" ist ein verspieltes Gegenteil der manchmal dunklen, verzerrten Songwriter-Visionen Prophet's. Letztere werden beispielhaft in dem mörderischen „WHO SHOT JOHN“ ausgelebt.

Zusammenfassend gesehen, funktioniert dieses Album sehr gut als weiteres hervorragendes Stück für eine CHUCK PROPHET Sammlung. Trotz seines hohen Anspruchs und der Tatsache, dass er mit knapp 50 Jahren teils nur Insidern bekannt ist, ist sein erklärtes Konzept aber nicht weniger beeindruckend.

Hal Horowitz
allmusic.com

Plattenkollektiv
25.05.2012

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