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LP der Woche | KW 23/2012 | Milla - "Milla"

entspannte Musik um so langsam in den kommenden Sommer zu schlendern



Es ist Musik, wie geschaffen für ein Tag im Park. Langsam baut sich eine Welle aus Tönen und Gesang auf, die warme Sonnenstrahlen, frisches Gras und Kinderlachen verspricht. Der Kopf beginnt unweigerlich zu nicken, die Mundwinkel verziehen sich zu einem leichten Lächeln und die zahllosen Probleme der Welt scheinen gerade nicht so wichtig. „Pop“ im besten Sinne des Wortes wartet auf der ersten CD von Milla.



“Ich schlag die Zeit tot weil
die sich nicht wehren kann“


„Milla...
packt in 3einhalb Minuten mitteldramatische Alltagsgeschichten über Liebeszeugs, Omas und Transvestiten in Highheels, dazu Frickeleien am Keyboard, Taktverschiebungen, Bluesgitarren, Siebenvierteltakte, Posaunen und Querflöten, einen wohligen Bass, leidenschaftlichen Backgroundgesang, und auf jeden Fall noch mehr Synthesizer, nimmt Takte dazu oder lässt welche aus, kommt mal mit drei und oft mit siebzehn Akkorden über die Runden; will manchmal viel zu viel zur gleichen Zeit, dabei schlicht und ergreifend sein....mmmh..oder aber...“ [Quelle: musikvonmilla]


artikel/LP der Woche/milla 1.jpgMilla | www.musikvonmilla.de






















Eigentlich ist mir längst klar, warum ich mich so beschissen fühle
Eine Stadt die niemals schläft, macht mich so schrecklich müde


Bei Milla funktioniert so manche typische Musikkritik-Phrase einfach nicht. Den wie heißt es so schön in ungefähr jeder zweiten LP-Review? „Die Band um Sängerin...“ oder „Gitarrist XY und seine Band...“ übersetzt heißt das dann meist: „Achtet einfach nur auf den Typen oder die Frau die ich in meiner Kritik genannt habe, die anderen sind Bühnenbild und können gerne ausgetauscht werden ohne das es jemand merkt.“ Selten vermittelt moderne Pop-Musik das Gefühl, dass wirklich jedes Instrument und jede Stimme gleichberechtigt sind. Meist geht es um ein zwei Hauptcharaktere und das wars dann. Bei Milla funktioniert das anders. Hier scheinen wirklich alle den gleichen Raum zu bekommen.




Klar, Milla ist Pop, mit Wurzeln im Soul, Funk, Groove und der ersten HipHop-Generation. Aber ist das wirklich schlimm? Muss denn Pop sich immer gleich entscheiden ob es Diskurspop ala Tocotronic sein will oder hirnloses Blabla zu austauschbaren Tönen? Ich denke, wenn Pop öfter wie Milla klingen würde, würde ich auch öfter Pop hören. Aber ach, egal...

nächster Auftritt in Erfurt:
Am 24. Juni 2012 beim "Krämpf-Fresh!" in der Werner-Uhlworm-Straße

weitere Informationen:
musikvonmilla
Milla@Bandcamp

artikel/LP der Woche/milla_gr.jpgTracklist
1. 3 Takte
2. Sommerloch
3. LDN DD
4. Keine Regung
5. Milz
6. Um die Ecke
7. Gebt Nach

Die zitierten Texte stammen aus "Sommerloch" und "LDN DD"




[DISCLAIMER: Der Autor ist mit zwei Bandmitgliedern zur Schule gegangen und bezeichnet sie auch heute noch als Freunde. Unabhängig davon (glaubt er zumindest) findet er die Platte super und hat sie deswegen in der Redaktionssitzung vorgeschlagen.]



Kaffeesatz-Redaktion
08.06.2012

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