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Geplante Änderung des Thüringer Förderschulgesetzes und inklusive Schulen

Im Jahr 2012 wurde der Entwicklungsplan zur Realisierung inklusiver Schulen vom Land Thüringen verabschiedet. Die rot-rot-grüne Landesregierung will in diesem Jahr das Thüringer Schulgesetz überarbeiten. Dabei soll das allgemeine Schulgesetz auch das Förderschulgesetz beinhalten.



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Inklusion in Thüringen

Zukünftig soll die Mehrheit aller Schulen zu inklusiven Schulen werden. Mehr als ein Drittel aller förderbedüftigen Kinder besuchen im Jahr 2015 Schulen an denen Inklusion betrieben wird.
Inklusion ist ein Wort, das schon seit zwei Jahren durch die Medien geistert. Was dieses Wort aber eigentlich bedeutet, wissen die wenigsten.

„Inklusion? Das habe ich noch nie gehört!
Ne, nicht wirklich, nein.
Inklusion? Inklusion kenne ich an sich gar nicht.
„Includere“ heißt einschließen auf lateinisch, das weiß ich noch, aber was eingeschlossen wird… ja mein Gott.., das muss man sich überlegen.“

Das Wort Inklusion kommt aus dem Lateinischen und wird von „inclusio“ abgeleitet. Übersetzt bedeutet es Einschließung oder Einbeziehung. Inklusion beschreibt aber nicht nur einen simplen Begriff. Es wird als komplexes Konzept angesehen. In diesem Konzept gibt es keine definierte Normalität. Es werden alle Menschen mit einbezogen, egal welches Äußere, welche Religion oder Behinderung. Die Gesellschaft soll vor allem gemeinsam leben und auch lernen. Jedem Mitglied sollen die selben Chancen ermöglicht werden.

Im Jahr 2009 verabschiedete die UN eine Konvention zu den Rechten der Menschen mit Behinderung. Diese Konvention legte den Grundstein für Inklusion. Auf diesem Fundament wurde der Thüringer Entwicklungsplan zur Realisierung inklusiver Schulen verabschiedet. Seit dem Schuljahr 2011/2012 werden Kinder mit Behinderung in Schulen mit Kindern ohne Behinderung unterrichtet. Parallel dazu wurden Förderschulzentren geschlossen. In Thüringen allein 10 Stück.

In diesem Jahr plant die rot-rot-grüne Landesregierung die Auflösung des Förderschulgesetzes im allgemeinen Thüringer Schulgesetz. Ziel sei es, bis Ende 2016 dem Landtag einen Gesetzesentwurf zu präsentieren.
Momentane Aussichten seien es, dass künftige alle Schulen zu inklusiven Schulen werden. Dabei sollen aber die Förderschulen nicht komplett abgeschafft, sondern als Kompetenzförderzentren weiter geführt werden. Der Fall, dass dort ausschließlich Kinder mit Behinderung über eine längere Zeit gesondert unterrichten werden, soll vermieden werden.

Über das Vorhaben der rot-rot grünen Landesregierung gibt es stark geteilte Meinungen. Einige Schulen in Thüringen sind bereits inklusive Schule. Frank Fritze vom Verband der Thüringer Lehrer über das Feedback aus den Schulen:
„Die Inklusion die in diesem gemeinsamen Unterricht stattfindet, stellt alle beteiligten vor Probleme. Wir als Lehrerverband fordern schon immer eine Unterstützung der Lehrer die am gemeinsamen Unterricht teilnehmen. Das ist hier noch ein Prozess der läuft und begleitet werden muss, bis man wirklich von inklusiven Schulen sprechen kann.
Mit einer halben Stellen, Förderschullehrerstelle oder sonderpädagogische Fachkraft werden die Schulen unterstützt. Es ist natürlich von der Sache her, viel zu wenig. Viele Lehrer fühlen sich an manchen Stellen überfordert. Der Lehrer hat nicht der Förderschullehrer studiert, um das dann auch auszuüben. Man muss die Lehrer mitnehmen, man muss Weiterbildungen anbieten, was sicherlich auch schon getan wird. Ich kann aber an dieser Stelle nicht sagen, wie viele Lherer jetzt in der Ausbildung sind oder waren um das genau umzusetzen.“

Ob das Ziel der Inklusion aller Menschen mit Behinderung nur Wunschdenken oder doch schon nahe Realität ist, erklärt abschließend Frank Fitze:
„Die Inklusion für alle Kinder mit Behinderung ist sicherlich ein großes Ziel. Aber hier setzen wir, genauso wie die Elternvertreter drauf, das bei der Wahl der Schulart der Elternwille eine Rolle spielt. Denn für das eine Kind, kann es sehr förderlich und gut sein inklusiv unterrichtet zu werden in der Schule. Im anderen Fall ist die Unterrichtung an der Förderschule für ein Kind günstiger und hier kann man das nicht alles über einen Kamm scheren.“

Paula Gorka
11.02.2016

Kommentare

  1. Was sagen denn andere Verbände zur Inklusion?
    Der Thüringer Lehrerverband ist nur einer von
    vielen.

    Richard - 25.02.2016, 00:36