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LP der Woche | KW 10/2012 | Charlie Parr - "Cheap Wine"

"It must be a bus stop, there through the snow
The wind whips right through her thin winter coat"



artikel/parr_next.jpgDie US-amerikanischen Südstaaten haben keinen besonders guten Ruf. Als Inkubationsort der rechtsextremen "Tea Party"-Bewegung, als Rückzugsort rassistischer Weltanschauungen und dem Wiedererstarken radikal-christlicher Moralethik. Doch der us-amerikanische Süden ist auch der Ursprung für eine der kraftvollsten musikalischen Strömungen des letzten Jahrhunderts, der Country-Musik. Dabei werden außerhalb der USA meist nur die kommerz-orientierten Vertreterinnen und Vertreter wahrgenommen, die im besten Fall einen Countrypop machen und im schlimmsten Fall die Vorurteile der "Redneck"-Musik bestätigen.

"There's someone out there, Out in the snow
I think that I knew her, long time ago
Homemade outfit, frayed cap and gloves
She is a monument, a tribute cause"


Doch gerade in der amerikanischen Folk- und Country-Bewegung finden sich auch immer wieder Künstlerinnen und Künstler die das "social conscience", das soziale Gewissen, in den Mittelpunkt ihrer Lieder stellen.
Einer dieser Künstler ist der aus Austin, Minnesota stammende Charlie Parr. Sein American Country Blues erzählt, nur mit Gitarre oder Banjo begleitet, die "kleinen" Geschichten. Sehr unaufgeregt und dadurch umso eindringlicher tasten sich seine Lieder nach vorne um mit jeder Strophe kraftvoller zu werden. Dabei klingen die Aufnahmen wie aus einer längst vergangenen Zeit. Das liegt zu einem nicht unerheblichen Teil wahrscheinlich auch an Parrs Abneigung gegenüber normalen Tonstudios. Auch auf "Cheap Wine" sind deswegen wieder Stücke enthalten die in Charlie Parrs Küche aufgenommen wurden.

"She pulls a cart behind her, there are tracks in the snow
That lead to her possessions, tied up just so.
I know that I knew her, but I can't say how.
Long time before anyway, the way she is now."


"Cheap Wine" ist eigentlich eine Art Best-of-Platte die aber trotzdem wie ein Konzeptalbum daherkommt. Zwar sind die meisten Stücke eigene Kompositionen aber ein paar Cover wie "Ain't No Grave" und "God Moves on the Water" haben es auch auf das Album geschafft. Und so kraftvoll diese Stücke auch sind, die wirklichen Höhepunkte des Albums sind "Cheap Wine" und "Don't Send Your Child To War" oder "Dead Cat On The Line". Hier zeigt sich Parrs Talent als großer Geschichtenerzähler der mit fast missionarischem Eifer seine Lieder erzählt.

"There's someone out there, but I can't make her out
Salvation Army shoes on, sole all walked out.
I know that I knew her, we were in love.
Long time gone anyhow, there comes the bus"



artikel/LP der Woche/parr_gr.jpgCharlie Parr - "Cheap Wine"
Tracklist
1. 1922 Blues
2. To A Scrapyard Bus stop
3. Hogkill Blues
4. Just Like Today
5. Ain't No Grave Gonna Hold My Body Down
6. Don't Send Your Child To War
7. Midnight Has Come & Gone
8. Dead Cat On The Line
9. Cheap Wine
10. Jubilee
11. God Moves On The Water




"Crowd pushes past her, no one looks twice
She looks through her window, and I catch her eye
She doesn't know me, She looks away.
The bus slowly disappears through the snowy haze."




NORTHERN OUTPOST - Bonus #2 - Charlie Parr from Northern Outpost on Vimeo.



weitere Informationen:
offizielle Website
Mitschnitts eines Liveauftritts (mit Download)
Interview auf Natural Beardy

Der zitierte Song ist "To A Scrapyard Bus stop"; die Lyrics stammen von metrolyrics


05.03.2012

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