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David Bowie - Der Mann der vom Himmel fiel

Berlin. Hauptstraße 155 in Schöneberg. Die Leute reisen an und verteilen Blumen und Kerzen vor dem Haus. Um Abschied zu nehmen oder um sich einfach nochmal an sein Werk zu erinnern.


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Auch in New York und auf dem Walk of Fame wurden Blumen abgelegt. In Brixton versammeln sie sich die Menschen zu einem spontanen Chor. Für 2 Tage wird auf den Straßen getanzt. David Bowie starb nun im Alter von 69 Jahren an Krebs. „Er ist friedlich, nach einem 18 Monate langen Kampf gegen Krebs im Kreise seiner Familie gestorben“ , heißt es von Seiten der Angehörigen.
Im West- Berliner Stadtteil lebte Bowie 1976 für 2 Jahre. Mit Iggy Pop zog er hierher um einen kalten Entzug zu machen. Oder um einfach nach Inspiration zu suchen. Gegenüber lebten die beiden. Später teilten sie sich sogar ein 7 - Zimmer WG. Die Wohnung war innen komplett schwarz angestrichen. Er erinnerte sich daran wie er in der kleinen Wohngemeinschaft fürs Tisch decken und Abräumen zuständig. Auch wie er oftmals am offenen Fenster saß und Gitarre spielte. „Ich habe mich so ungeheuer frei gefühlt“, sagte er später. Bowie sei allmählich vom Kokain weggekommen und von den bösen Trips. „Tagsüber ging man in Museen, nachts in todschicke Clubs und am Wochenende fuhr man raus an den Wannsee", so erinnerte sich Bowie. Die beiden erlebten zusammen in Berlin eine Art kreative Hochphase. Vielleicht steckte etwas Magisches im Haus. Oder es war die freie Atmosphäre der damaligen Szene. Oder einfach das Bild der zerstörter Stadt, deren Mauer Generationen trennte. In diesem Gebäude entstehen wohl ihre bekanntesten Werke. Bowie beendet 1976 Iggy Pop's „The Idiot“. Es folgten die Alben Low und Heroes. Die eigentliche Berlin Trilogie mit „Lodgers“ wurde hier nicht beendet sonder in Montreux und New York. Dennoch produzierte er für Iggy Pop noch „Lust for Life“ in Berlin. „Davids Freundschaft war das Licht meines Lebens. Ich habe nie wieder eine so brillante Person getroffen. Er war das Beste, was es gibt - schrieb Iggy Pop vor kurzem“.
Die Frage in Bowies Karriere lautete, vor allem in den Siebzigern und Achtzigern: Wer ist er? Und wenn ja, wie viele? Wandlungsfähigktei. Eine Art Chamelon: Sich immer wieder neu zu definieren. Immer ein Schritt weiter zu gehen. Entgegen der Erwartung vieler Menschen. „Ich bin ein Sammler, und ich sammle Persönlichkeiten und Ideen“, So beschrieb sich Bowie selbst. Denn keine Platte ist gleich kein Song ähnelt dem anderen. Erste Erfolge vermachten die Melanchonische Songs wie Space Oddity oder Life on Mars über den gescheiterten Fortschrittsglaube oder Flucht vor der Realität. Mit Ziggy Stardust setzte er sich ein eigenes Denkmal. Er erschuf eine Figur. Einen Rockstar. Einer, der mit Außerirdischen sprechen konnte, am Ende aber an seinem ausschweifenden Lebensstil scheiterte. „Hereos“, der wohl bekannteste Song Bowies, nimmt Bezug zur Berliner Mauer. Zwei Liebende küssen sich an der Berliner Mauer, während Grenzsoldaten auf sie schießen. Vielleicht erfasste es auch einfach den Geist der Zeit. Freiheit, Aufbruchstimmung, Revolution. Selbst die Eiserne Faust kann zwei liebende nicht aufhalten. „Wir könnten Helden sein, zumindest für einen Tag.“ Mit Under Pressure schuf Bowie mit Queen ein Rocksong, dessen Bassintro wohl noch die nächsten 100 jahre im Gehören bleibt. Mit Let's Dance entsprach er dem Disko Zeit-Geist der 80er Jahre. Wieder einmal erfand er sich neu. Das gleichnamige kommerziell erfolgreichstes Album bezeichnete er als: „künstlerisch am schwächsten.“
Noch vor zwei Wochen wurde das Album „Blackstar“ veröffentlicht. Wenn man sich die Musik anhört wir einem eins schnell klar: Blackstar war ein Abschidsgeschenk an seine Fans. Im ersten Song Lazarus liegt Bowie im Bett und sing: „Look up here, I'm in heaven.“ Ein höchst melankolische Stimmung vollzieht sich während des Songs. Eine Art Prophezeiung könnte man sagen. Am Ende des Videos verschwindet er in einen schwarzen Schrank. Der Titel „Lazarus“ bezieht sich auf die biblische Figur, die vier Tage nach ihrem Tod durch Jesus wiedererweckt wurde. „Sein Tod war nicht anders als sein Leben - ein Kunstwerk“: So schrieb Produzent Tony Visconti.
Wenn du traurig bist, erinnere dich daran: Unsere Erde ist 4,6 Milliarden Jahre alt aber du hast es trozdem irgendwie hinbekommen zur selben Zeit wie David Bowie zu leben.








Bild rechts: "David Bowie Chile" by Jorge Barrios - Own work. Licensed under Public Domain via Wikimedia Commons - https://commons.wikimedia.org/wiki/File:David_Bowie_Chile.jpg#/media/File:David_Bowie_Chile.jpg


Bild vom Artikel: "David-Bowie Chicago 2002-08-08 photoby Adam-Bielawski" by Photobra|Adam Bielawski - Own work. Licensed under CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons - https://commons.wikimedia.org/wiki/File:David-Bowie_Chicago_2002-08-08_photoby_Adam-Bielawski.jpg#/media/File:David-Bowie_Chicago_2002-08-08_photoby_Adam-Bielawski.jpg




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Florian Kraus
15.01.2016

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