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Lokalinfo: "Christopher Street Day in Erfurt"

Am Samstag, den 29. August 2015, findet zum wiederholten Male der Christopher Street Day in Erfurt statt. Der geplante Demonstrationszug beginnt um 12 Uhr am Hauptbahnhof. Ab 14 Uhr findet anschließend vor dem Anger 1 ein Straßenfest statt.

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Woher der Christopher Street Day, kurz CSD, kommt, erklärt Jenny Renner vom Thüringer Lesben- und Schwulenverband. Sie hat 2005 als Helferin beim CSD angefangen und ist mittlerweile als Vorstandsmitglied des CSD Erfurt e.V. eine der Hauptorganisatoren.

„Der Christopher Street Day an sich ist ursprünglich in Amerika entstanden, als es 1969 Aufstände gab in der Christopher Street am Stonewall, als die Polizei in Schwulenlokale eingedrungen ist und dort die Menschen malträtiert hat mit Pfefferspray, aber auch mit vorgehaltener Pistole und irgendwann die Schwulen auf die Straße gegangen sind, aber auch die Colored People und zusammen gegen die Polizei vorgegangen sind und Demonstrationen gemacht haben.“

Mittlerweile wird der CSD in zahlreichen Städten auf der ganzen Welt gefeiert.
Warum es so wichtig ist, dass der Christopher Street Day auch hier in Erfurt begangen wird, erklärt sie folgendermaßen:

„Wir haben es in Deutschland leider immer noch nicht geschafft, dass es egal ist, welche sexuelle Identität oder geschlechtliche Orientierung ein Mensch hat und solange die Gleichstellung und Gleichbehandlung noch nicht hergestellt ist, ist es notwendig auf die Straße zu gehen, darauf aufmerksam zu machen und zu fordern, dass Politik, Gesellschaft, aber auch Community daran zusammenarbeiten, dass es eine Gleichstellung gibt in diesem Bereich.“

Der Christopher Street Day läuft in diesem Jahr unter dem Motto „Erfurt treibt's bunt“, welches durch einen amüsanten Zufall entstand.

„Dieses Jahr war es ein bisschen schwierig und als wir dann in einem Geschäft unterwegs waren und vor den Kondompackungen standen, stand auf einer Kondompackung 'Treibt's bunt!' und wir schauten uns an, wir waren drei Menschen aus diesem Verein, und haben gesagt: 'Mensch, das ist doch eigentlich ein tolles Motto. Und es geht hier nicht nur um bunte Vielfalt im Bezug auf Sexualität, sondern es geht auch um Flüchtlinge und vieles mehr und das ist uns einfach wichtig auch zu sagen: nicht nur 'Erfurt treibt's bunt', sondern 'Erfurt ist bunt' und das auch abzubilden in unseren Veranstaltungen und auch dem Anspruch den wir haben an den CSD.“

Der Erfurter Christopher Street Day soll aber nicht nur Schwule, Lesben, Trans- und Intersexuelle, sondern auch Heterosexuelle ansprechen.

„Es geht ja darum, die komplette Gesellschaft für dieses Thema zu sensibilisieren und darauf aufmerksam zu machen, wo Ungleichbehandlung und Diskriminierung etc. da ist und dazu braucht es einfach alle Menschen, unabhängig von ihrer geschlechtlichen Identität oder sexuellen Orientierung.“

Organisiert wir der Christopher Street Day federführend vom CSD Erfurt e.V. zusammen mit einem Bündnis aus Parteien, Gewerkschaften, Vereinen und Verbänden. Beteiligt sind unter anderem der Deutsche Gewerkschaftsbund, der Brennessel e.V., der Landesfrauenrat Thüringen e.V., Pro familia, der Thüringer Lesben- und Schwulenverband in Deutschland und QuErfurt.

In diesem Jahr hat die Landesregierung zum Ersten Mal bestätigt, dass es ab sofort eine Selbstverständlichkeit sein wird, dass der CSD-Empfang jährlich in der Erfurter Staatskanzlei stattfinden kann.

„Es ist natürlich auch eine Wertschätzung unserer Arbeit, aber nicht nur dessen, sondern auch dessen, dass wir sagen, wir werden endlich gehört, die Community wird vor allem gehört, unsere Anliegen werden ernst genommen und man ist da wirklich auch dran, mit uns gemeinsam die Arbeit aufzunehmen und zu schauen, dass Thüringen in diesem Bereich bunter wird.“

Geplant ist in Erfurt keine Parade wie in anderen Großstädten, sondern ein politischer Demonstrationszug, der ab 12 Uhr am Hauptbahnhof startet und über verschiedene Stationen zum Anger 1 zieht.
Dort findet anschließend von 14 bis 21 Uhr ein Straßenfest mit verschiedenen Musikern, Bands und Redebeiträgen von Vertreterinnen und Vertretern aus Gewerkschaft und Politik sowie Vereinen, Verbänden und Initiativen statt, die den Christopher Street Day und dessen Anliegen unterstützen. Diese werden auch mit Infoständen vor Ort sein.

Für die Zukunft des Erfurter Christopher Street Days wünscht sich Jenny Renner:

„Dass der CSD Erfurt irgendwann eine Feierveranstaltung sein kann, die ganz alleine feiert, dass wir es endlich geschafft haben, dass es völlig egal ist, wen ein Mensch liebt und welches Geschlecht er hat.“

28.08.2015 / Luise Groß




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Lokal- und Regionalredaktion
28.08.2015

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