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LP der Woche | Apparat - "The Devil's Walk"

Wer in den letzten Jahren den Finger an den Puls elektronischer Musik gelegt hat, dem wird APPARAT in der ein oder anderen Ausformung begegnet sein. Sascha Ring, der Berliner Musiker, der unter jenem Alias firmiert, war eine der treibenden Kräfte elektronischer Musik der letzten Dekade. Sein viertes Album erscheint nun im Herbst 2011 mit dem Titel „The devil’s walk.“

The Devil’s Walk, eine Verbeugung vor Percy Bysshe Shelleys gleichnamigem satirischen Gedicht aus dem Jahr 1812, ist das Album, mit dem Sascha gewissermaßen erwachsen wird und sein Spiel neu aufstellt. Hatte er zuvor auf dem legendären Elektro-Label Shitkatapult veröffentlicht, dessen Mitbetreiber er für einige Jahre war, ist The Devil’s Walk sein erstes Album für Mute. Und wenn bereits sein letztes Album Walls (2007) eine Bewegung weg
vom Dancefloor andeutete, so vollendet das neue Werk mit seiner kontemplativen Dream-Pop-Sigur-Ros-Signatur diese Wende und amalgamiert epische, emotionale Texturen zu dichtem Sci-Fi Soul. Als missing link zwischen Steve Reich und RADIOHEAD evoziert The Devil’s Walk jene schwer fassbare euphorische Melancholie die einen dazu antreibt, die Arme vor Freude in die Luft zu werfen, während einem gleichzeitig die Tränen die Wangen hinunter rinnen.

Der Titel des Albums ist nicht nur eine Referenz an Shelleys nach wie vor aktuelle Sozialkritik, die auch nach 200 Jahren Saschas politisches Bewusstsein spiegelt, The Devil’s Walk spielt ebenso auf seinen Sommer in Mexiko an, wo er die landestypische Haltung zum Tod kennenlernte. „Der Tod hat eine andere Bedeutung in Mexiko. Die Menschen feiern Beerdigungen, sie sind nicht unbedingt nur Grund zur Trauer; ich fand das interessant und wollte das mitthematisieren.“

The Devil’s Walk markiert in gewissermaßen auch Saschas Abkehr vom Computer als Meta-Instrument: „Ich war immer auf der Suche nach interessanten elektronischen Sounds“; sagt er, „doch ab einem gewissen Punkt, als sich alles digitalisierte und jeder Sound als plug-in verfügbar wurde, hatte ich das Gefühl, dass die Entwicklung an ein Ende geraten war, dass es nicht mehr viele neue Sounds zu entdecken gab. So wandte ich mich diesem oldschooligen Ding namens ‚Song’ zu. Natürlich sind eine Menge Computer auf dem Album, doch der Ansatz war anders: Zuhause haben ich Klavier und eine Gitarre, Instrumente, die ich nicht besonders gut beherrsche und manchmal tauchten Songideen auf, die ich in einer miesen Heim-Version aufnahm und im Studio am Computer weiterbearbeitete. Bislang war das – wenn ich echte Instrumente benutzte –, genau andersrum.“

Quelle: mute


03.10.2011

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