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Lebendige Erinnerung: 70-ster Jahrestag der Deportation jüdischer Menschen aus Thüringen und Sachsen

Der 10. Mai 1942 steht für die Deportation von Jüdinnen und Juden aus Thüringen und Sachsen nach Belzice. Zum 70-sten Jahrestag der Deportation sollte es in Thüringen eine dezentrale Form des Gedenkens geben. Veranstaltungen in allen Städten und Gemeinden, aus denen jüdische Menschen an diesem Tag in den sicheren Tod geschickt wurden.

artikel/Gedenken70JahreDeportation_1.jpgGedenken am 70. Jahrestag der Deportation jüdischer Menschen am Erfurter Hauptbahnhof (Foto: Felix Schuster)In Erfurt mussten sich 101 jüdische Menschen am 09. Mai 1942, um 06.00 Uhr am Hauptbahnhof melden um, nach aktuellen Recherchen, 07.40 Uhr mit dem unregelmäßig eingesetzten Zug Erfurt-Glauchau nach Weimar gebracht zu werden. In einer Viehauktionshalle verbrachten sie die Zeit bis zum nächsten Tag, den 10. Mai, gemeinsam mit Menschen anderer Thüringer Städte. Der Deportationszug führte über Leipzig, wo jüdische Menschen aus Sachsens hinzukamen, nach dem Ghetto Belzice.
Die Perversität des NS-Regimes zeigt sich hier schon im Bürokratischen. Da eine Erfurter Jüdin vor ihrer Deportation den Freitod wählte, wurde eine Frau aus Gotha der Liste hinzugefügt, damit das Finanzamt keine „Unregelmäßigkeiten“ zu erklären hatte.

Am 09. Mai dieses Jahres gab es eine Aktion Erfurter Menschen, die sich ab 06.00 Uhr am Erfurter Hauptbahnhof zusammenfanden und auf diesen Deportationszug hinwiesen. Eine Bahnhofsdurchsage machte auf den Sammelort aufmerksam und in Abstimmung mit der Deutschen Bahn in Erfurt wurde die Abfahrt des Zuges vor 70 Jahren zentral durchgesagt.
Radio F.R.E.I. war eine der Initiator_innen der Aktion und begleitete diese mit einer Sondersendung.

Wie die junge Generation sich dem Thema nähert, ist in der Sendereihe Lebendige Erinnerung zu hören. In dieser Ausgabe geht es unter anderem um die Deportationen vom Erfurter Hauptbahnhof im Mai 1942, um die Holocaust-Überlebende Esther Bejarano, die mit einer Hip-Hop Band auf Tour ist und um die Frage, wie Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus in Zukunft aussehen kann.

SchülerInnen der neunten Klasse an der Kooperativen Gesamtschule am Schwemmbach waren während der Gedenkwoche als Radioreporter unterwegs, führten Interviews, schnitten Beiträge und produzierten schließlich eine einstündige Sendung. Ein Kooperationsprojekt von Radio F.R.E.I. und dem Erinnerungsort Topf & Söhne.



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artikel/Gedenken70JahreDeportation_2.jpgSchüler im Gespräch mit Charlotte Knobloch, ehemalige Präsidentin des Zentralrats der Juden | Foto: Felix SchusterMusik:
Pablo Lentini Riva - onclassical_riva_bach_suite_bwv-1008_3-courante [CC-Lizenz]
Gigino Maestri - Paganini - Cantabile in D major (1824) [CC-Lizenz]
Giampaolo Stuani - onclassical_stuani_chopin_preludes_opus-28_2 [CC-Lizenz]
Gianluca Luisi - Partita No. 1 - 6. Giga [CC-Lizenz]
Pablo Lentini Riva - onclassical_riva_bach_suite_bwv-1008_3-courante [CC-Lizenz]
Roberto Poli - Barcarolle in f sharp major, Op. 60 [CC-Lizenz]
Gianluca Luisi - Partita No. 1 - 6. Giga [CC-Lizenz]

Kooperative Gesamtschule am Schwemmbach
13.05.2012

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