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Aufgetischt - Die Werbelügen der Nahrungsmittelindustrie

Bertolli Pesto Verde von Unilever


Bertolli Pesto Verde von Unilever

Die Werbespots von Bertolli sehen aus wie sympathische Imagefilme einer kleinen italienischen Dorfgemeinschaft. Doch in Wirklichkeit repäsentieren Sie einen der weltweit größten Hersteller von Verbrauchsgütern.

„Leidenschaft für gutes Essen“ ist laut Bertolli-Homepage einer der "grundlegenden Werte“ der Unilever-Marke mit „viel Herz“. Damit das auch jeder glaubt, spart Bertolli nicht an den üblichen Italienklischees von resoluten Pasta-Großmüttern und schnurrbärtigen Olivenbauern. Offenbar hat Unilever also vor allem ein Herz für aufwändige Werbekampagnen. Besser wäre es, wenn es zu den „grundlegenden Werten“ der Marke Bertolli gehören würde, Verbrauchern nicht ein X für ein U vorzumachen. Denn das „Pesto Verde“ hält nicht, was Verpackung und Werbung versprechen.

artikel/Pesto gr.jpgBertolli Pesto Verde von Unilever [FOTO: foodwatch]„Bertolli Produkte werden nach original italienischen Rezepturen und nur aus besten Zutaten hergestellt“, das steht auf der Bertolli-Homepage. Das „Pesto Verde“ hat offenbar das berühmte „Pesto alla Genovese“ zum Vorbild. Es wird traditionell aus Basilikum, Olivenöl, Parmesan, Pinienkernen, Knoblauch und Salz hergestellt. Wer allerdings hinter Bertollis „Pesto Verde“ ein Qualitätsprodukt nach Originalrezept erwartet, muss sich getäuscht fühlen. Der Käseanteil ist zu gering, Olivenöl und Pinienkerne sind nur in Alibi-Mengen enthalten. Dafür sind Kartoffelflocken, Aroma und ein Säuerungsmittel zugesetzt. Sind das die „besten Zutaten“, die Bertolli zu bieten hat?

Zwar steht auf der Packung deutlich „Pinienkerne“ und an der Seite außerdem „feinstes Olivenöl“, hauptsächlich verwendet Bertolli neben Basilikum jedoch nicht näher benanntes pflanzliches Öl und Cashewnüsse. Beides ist auf dem Weltmarkt billiger als Pinienkerne und Olivenöl zu haben. Die gibt Bertolli nur in homöopathischen Dosen von 2 oder 2,5 Prozent dazu – offenbar um damit werben zu können. „Feinstes Olivenöl“ und „Pinienkerne“ klingt schließlich hochwertiger und irgendwie auch originaler italienisch als schnödes Pflanzenöl und Cashewnüsse. Das ist zwar legal, aber trotzdem Verbrauchertäuschung. Denn hier wird eine Qualitätsstufe vorgetäuscht, die mit dem tatsächlichen Produkt nichts zu tun hat.

Laut ihrer Homepage verbindet Bertolli „Innovation und Tradition mit Liebe, Erfahrung und Begeisterung für Olivenöl“. Viel Liebe scheint Bertolli für sein Pesto aber nicht übrig zu haben, schließlich enthält ein Glas gerade mal einen Fingerhut voll Olivenöl. Sparsam war Bertolli auch mit dem Käse. Dafür wird im „Pesto Verde“ eine ganz andere lieb gewonnene Tradition der Lebensmittelindustrie gepflegt: Aromatisierung. Neben Aroma setzt Bertolli das Säuerungsmittel Milchsäure zu, das auch konservierend wirkt. Da Bertolli damit wirbt, auf Konservierungsstoffe und Geschmacksverstärker zu verzichten, ist das bestimmt ganz - aber wirklich ganz sicher - reiner Zufall.

Nur wer die Zutaten genau studiert, dem fällt der Schwindel vielleicht auf. Denn Bertolli muss aufführen, in welchen Mengen die beworbenen Zutaten wie Olivenöl enthalten sind. Aber: Verbraucher können auf den ersten Blick nicht erkennen, was sie wirklich kaufen. Und das verhindert den nötigen Wettbewerb um die beste Qualität. Basilikumpesto mit ausschließlich Olivenöl, Pinienkernen und Parmesan beispielsweise gibt es so gut wie nicht im Supermarkt. Denn ehrliche Qualität zu produzieren lohnt sich so lange nicht, wie die Konkurrenz mit unehrlichen Etiketten ein, natürlich nur scheinbar, ebenso gutes Produkt für möglicherweise weniger Geld anbietet. So ist die Scheinqualität immer im Vorteil.

Weitere Informationen gibt es wie immer unter abgespeist.de. Und Unilever bzw. Bertolli ist auch per E-Mail zu erreichen unter bertolli.service@unilever.com

einmal pro Woche stellt Radio F.R.E.I. in Zusammenarbeit mit abgespeist.de ein anderes Produkt vor.
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weitere Informationen auch unter:
Foodwatch und abgespeist.de

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Der Gourmet Genießerkuchen von Bahlsen (10.12.2010)
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Rama Cremefine von Unilever (04.02.2011)
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Bertolli Pesto Verde von Unilever (25.02.2011)
Actimel von Danone (04.03.2011)
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Mövenpick Gourmet-Frühstück Erdbeere von Schwartau (01.04.2011)
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Texte: abgespeist.de
Bearbeitung und Produktion: Johannes Smettan
Sprecher_innen: Ulrike Irrgang, Steffen Hennersdorf
Musik: Silence - Cellule [CC-Lizenz], Graphs Grooves - Droppin Drips [CC-Lizenz]



Kaffeesatz-Redaktion
25.02.2011

Kommentare

  1. "Oh - Oh...Da kann man nicht viel zu sagen!"....Was die Milchsäure betrifft finde ich den Hinweis, sie wirke konservierend ehrlich gesagt überhaupt nicht negativ. Milchsäure natürlicher Herkunft wird seit Jahrhunderten als natürliches Konservierungsmittel genutzt(z.B. bei Sauerkraut) und ist nebenbei gesundheitsfördernd durch seine antibakterielle Wirkung! Was ist daran verwerflich?

    C. Berentzen - 25.02.2011, 12:21

  2. Danke für den Hinweis. Es ist natürlich vollkommen korrekt, das Milchsäure nicht "negativ" ist. Das wird in dem Beitrag auch nicht behauptet.
    Doch in der "Aufgetischt"-Reihe geht es nicht nur um "schädliche" Produkte sondern eben auch darum dass Produkte irreführend beworben werden. Und wenn Unilever sein Pesto Verde mit dem Zusatz "ohne Konservierungsstoffe" verkauft, dann ist das erst mal eine bewußte Täuschung. Unabhängig davon ob die Milchsäure evtl. auch gesundheitsfördernd sein kann. Es bleibt einfach eine Werbelüge.

    johannes - 25.02.2011, 17:44