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Eröffnung der Mikwe am 04. September: Interview mit dem Architekten Felix Flechtner

Am 04. September 2011 wird die mittelalterliche Mikwe eingeweiht, die sich direkt in der Innenstadt Erfurts befindet. Eine Mikwe ist ein jüdisches Tauchbad, das der rituellen Reinigung dient. Neben der Synagoge und dem Friedhof gehört sie zu den wichtigsten Einrichtungen einer jüdischen Gemeinde. Das Netzwerk "Jüdisches Leben in Erfurt" wird somit um ein wichtiges Baudenkmal reicher. Aber die Mikwe war nicht so gut erhalten, deswegen brauchte es einen Schutzbau. Diese wurde realisiert von einer Architektengemeinschaft, den gildehaus.reich Architekten aus Weimar. Carsten Rose sprach dazu mit dem Architekten Felix Flechtner.


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artikel/Mikwe.jpgZur Eröffnung der Mikwe am 4. September:

Im Mittelalter nahm die jüdische Gemeinde in Erfurt eine herausragende Stellung in Europa ein. Das sieht man unter anderem daran, dass die Alte Synagoge und die Kleine Synagoge im Kern der Altstadt sehr nahe beieinander liegen. Ganz in der Nähe, am Ufer der Gera nahe der Krämerbrücke, wurde 2007 ein außergewöhnlicher Fund gemacht. Bei Ausgrabungen ist dort eine Mikwe, ein jüdisches Kultbad aus dem Mittelalter, entdeckt worden.
Neben Synagoge und Friedhof ist die Mikwe einer der wichtigsten Orte einer jüdischen Gemeinde. Die religiöse Reinigung durch das Untertauchen im rituellen Bad wird nur richtig vollzogen, wenn das Bad mit ‚lebendigem Wasser’, möglichst Grundwasser, gespeist ist. Durch die Nähe zur Gera war die Wasserversorgung des Bades in Erfurt immer gewährleistet.
Auf den außergewöhnlichen Fund folgten rege Diskussionen, wie man die Mikwe Besuchern zugänglich machen könne und wie gleichzeitig die historische Unversehrtheit gewährleistet bliebe. Nicht zuletzt ging es auch um das äußere Bild des historischen Ortes. Schließlich kann man damit rechnen, dass Besucher aus aller Welt nach Erfurt kommen, um das einzigartige Kultbad zu sehen und etwas über die jüdische Geschichte und Kultur zu lernen.


Am 4. September wird die Mikwe um 10:30 Uhr nach vier Jahren intensiver archäologischer und restauratorischer Arbeit für die Öffentlichkeit zum Besuch freigegeben.
Julia Roos, die für Museumspädagogik und Öffentlichkeitsarbeit für das jüdische Leben in Erfurt zuständig ist, erklärt, wie der Zugang für die Besucher gestaltet wird.

„Die Mikwe selbst ist von einem Schutzbau überbaut worden, der sich öffnen lässt, so dass man das Baudenkmal selbst besichtigen kann, also die archäologischen Zeugnisse sehen kann, und der Zugang, der barrierefreie, wird von Seiten des Flusses her sein. Also wenn man am Kreuzsand steht, in der Kreuzgasse, kann man an der Gera entlang eine Rampe nach unten fahren, also zwischen Fluss und Mikwe im Grunde, und so von vorne das Gebäude betreten.“

Der Audioguide der Alten Synagoge wird um einen Abschnitt zur Mikwe erweitert. Bei der Mikwe werden am Schutzbau selbst Infotafeln und Ausstellungstafeln aufgestellt, die sowohl den Ritus des Ritualbades, als auch die Bau- und Nutzungsgeschichte der Mikwe und die Umgebung, Nachnutzung und archäologischen Funde erklären.

„Die Mikwe gehört dann mit zum Verantwortungsbereich der Alten Synagoge, weil die beiden Bauten ja auch zusammen gehören und Orte der jüdischen Gemeinde im mittelalterlichen Erfurt gewesen sind. Und dementsprechend ist der Besuch der Mikwe unabhängig von der Alten Synagoge möglich aber eben auch in Kombination zur Alten Synagoge.“
Außerdem wird es möglich sein, dank einer entsprechenden Beleuchtung Tag und Nacht von außen durch ein Fenster im begehbaren Dach des Schutzbaus in das Gebäude hineinzusehen.
Der Besuch der Mikwe ist ab 4. September dienstags bis sonntags von 10:00 - 18:00 Uhr kostenfrei möglich. Am Benediktsplatz an der Krämerbrücke durch die Kreuzgasse am Kreuzsand findet man die Mikwe am Ufer der Gera. Weitere Informationen können auf alte-synagoge.erfurt.de nachgelesen werden.


02.09.2011

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