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Feature | Flaggenlos im Äthermeer. Zur Geschichte der ostdeutschen Radiopiraterie.

Ein Samstagabend, irgendwann in den Sechziger Jahren im Leipziger Stadtteil Paunsdorf: auf einer inoffiziellen UKW Frequenz ist amateurhaft produzierte Werbung zu hören, werden Musiktitel aus dem Westen gespielt, Versatzstücke aus der Tagesschau gesendet, neben vielem Rauschen sind die Stimmen einiger Jugendlicher zu hören.


Fast zwanzig Jahre später 1986: halb Ostberlin sitzt gespannt vor den Radiogeräten. In den Vortagen hatten die OstberlinerInnen kleine Zettel in ihren Briefkästen gefunden, welche den „ersten Freien Rundfunk der DDR“ ankündigten. Viele können es kaum glauben, als tatsächlich die ersten Töne einer hochpolitischen illegalen Sendungen zu hören sind. Aber auch die Stasi hört mit.

1990: in Erfurt entsteht das erste ostdeutsche Piratenradio nach der Wende. Es war Teil einer politischen Subkultur, die sich um die Schaffung von Freiräumen bemühte: Häuser wurden besetzt, illegale Galerien, Cafés und Bars eröffnet. Dennoch: trotz Aufbruchsstimmung und Demokratisierung, die jungen RadiopiratInnen werden mit Strafverfolgung und Repressionen konfrontiert. 1991 kommt es zu Räumungsversuchen durch Polizei und Telekommunikationsamt.

Das Feature möchte anhand dreier Fälle die Geschichte der ostdeutschen Radiopiraterie erzählen. Was waren die Beweggründe, illegal Radio zu machen; wie begründeten die RadiopiratInnen ihre Aktionen; und: verstanden sich die RadiomacherInnen überhaupt selbst als PiratInnen? Das Feature geht der Frage nach, inwiefern es angebracht ist, den Begriff der Piraterie für diese illegalen Radioaktionen zu gebrauchen.


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Paul Kother
08.10.2020

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