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TURINGIO INTERNACIA 82

In unserem Esperantomagazin sind wir in Goldisthal im "Haus der Natur", hören einen spannenden Ausschnitt aus E. Marlitts Oeuvre, denken über die Stellung der Frau in der Kirche nach und besuchen in Nordhausen die Bibliothek von St. Blasii-Himmelgarten!

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82. Sendung TURINGIO INTERNACIA, vom 2. September 2018: Haus der Natur in Goldisthal | Ausschnitt aus E. Marlitts "Das Geheimnis der alten Mamsell" | Astrid Meyer-Schubert (Wien): "Stellung der Frau in der Kirche" (letzter Teil) | Bibliothek St. Blasii-Himmelsgarten/Nordhausen


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Der Rathaussaal war gedrängt voll Zuschauer, und immer noch strömten die Menschen die Treppe herauf Die Honoratioren waren stark vertreten. Das Programm versprach aber auch lauter neue Wunderdinge, und der Schluß desselben lautete folgendermaßen: »Madame d'Orlowska erscheint als Schildjungfrau. Sechs Mann Militär werden mit scharfgeladenem Gewehre auf sie schießen, und sie wird mit einem Hiebe ihres Schwertes die sechs Kugeln in der Luft zerhauen.« Die Bewohner von X. waren hauptsächlich gekommen, um sich von der Wahrheit dieses Wunders überzeugen zu lassen. Die schöne, junge Frau hatte das allgemeine Interesse geweckt, und jeder mochte gern wissen, wie sie wohl aussehe, wenn sie die Feuerrohre auf sich gerichtet wüßte. Es gelang übrigens auch dem Taschenspieler, die Aufmerksamkeit des Publikums für seine Kunstleistungen zu gewinnen. Er war, was die Frauen einen interessanten Mann zu nennen pflegen. Mittelgroß, von schlanker, biegsamer Gestalt, mit regelmäßigen, aber bleichen Zügen, braunen Locken und ausdrucksvollen Augen. Das alles war aber sofort vergessen, als die sechs Soldaten unter Kommando eines Unteroffiziers aufmarschierten. Ein Geräusch entstand im Publikum, wie das Tosen einer Brandung – dann folgte plötzlich bängliche Stille. Der Pole trat an einen Tisch und machte die Patronen angesichts des Publikums. Mit einem Hammer klopfte er auf jede einzelne Kugel, um die atemlosen Zuschauer durch den Klang zu überzeugen, daß es wirkliche, zweilötige Gewehrkugeln seien. Dann gab er jedem der Soldaten eine Patrone und ließ vor den Augen des Publikums laden. Der Taschenspieler klingelte. Gleich darauf trat die Frau hinter einem breiten Schirme hervor. Sie schritt langsam seitwärts und stellte sich den Soldaten gegenüber. Es war eine wundervolle Erscheinung, den linken Arm deckte der Schild und in der Rechten hielt sie das Schwert. Ein weißes Gewand floß in reichen Falten auf die Füße nieder; um die Hüften legten sich silberglänzende Schuppen, und ein strahlender Harnisch deckte die herrliche Büste. Was war aber all dieser Glanz gegen den matten Goldschimmer der Haarwellen, die unter dem Helme hervorquollen und fast bis auf den Saum des Gewandes herabfielen! Das bleiche, schwermütige Gesicht richtete den traurigen Blick auf die Mündungen der todbringenden Waffen, die hinüber starrten. Keine Wimper zuckte. Nicht die leiseste Bewegung war an dem leicht wallenden Gewande zu bemerken – sie stand dort wie ein Steinbild. Das letzte Kommando schallte durch den totenstillen Saal; die sechs Schüsse krachten wie aus einem Rohre – sausend durchschnitt das Schwert die Luft, und zwölf halbe Kugeln rasselten auf den Boden. Einen Augenblick noch sah man die hohe Gestalt der Schildjungfrau unbeweglich stehen – der Pulverdampf verwischte ihre Züge, und nur matt schimmerte die Rüstung durch die Wolke. Dann schwankte sie plötzlich, Schild und Schwert sanken klirrend zu Boden, mit der Rechten griff sie, wie nach einem Halt suchend, krampfhaft zuckend in die Luft und taumelte mit dem herzzerreißenden Schrei: »O Gott, ich bin getroffen!« in die Arme ihres herbeieilenden Mannes. Er trug sie hinter den Schirm und stürzte gleich darauf wie ein Rasender auf die Soldaten zu. Sie hatten sämtlich die Weisung erhalten, beim Laden der Gewehre die Kugeln abzubeißen und im Munde zu behalten, das war das ganze Wunder. Einer derselben jedoch, ein ungelenkes Bauernkind, hatte, völlig verwirrt durch den Anblick der versammelten Menschenmenge, in jenem verhängnisvollen Momente den Kopf verloren – als die fünf anderen auf den leidenschaftlich herausgestoßenen Befehl des Taschenspielers die Kugeln sofort aus dem Munde holten, da brachte er zu seinem eigenen Entsetzen ein wenig Pulver zum Vorschein – seine Kugel hatte die unglückliche Frau durchbohrt. Die Züge des Polen verzerrten sich bei diesem Ergebnis in Schmerz und Verzweiflung, und er schlug, ganz außer sich, den unfreiwilligen Verbrecher ins Gesicht. Augenblicklich entstand eine unglaubliche Verwirrung im Saale. Mehrere Damen wurden ohnmächtig, und zahllose Stimmen schrieen nach einem Arzte. Doktor Böhm aber, der den Vorfall schneller begriffen hatte, als alle anderen, war schon längst hinter dem Schirme bei der Verwundeten. Als er endlich mit erblaßtem Gesichte wieder hervortrat, sagte er leise zu Hellwig. »Muß ohne Gnade sterben, das arme, prächtige Weib!« Eine Stunde später lag die Frau des Taschenspielers auf einem Bette im Gasthofe »zum Löwen«. Man hatte sie auf einem Sofa aus dem Saale getragen; Heinrich war einer der Träger gewesen. »Na, Herr Hellwig, habe ich recht oder unrecht mit dem Unglücksvieh, dem Rappen?« hatte er seinen Herrn im Vorübergehen gefragt, und dabei waren ihm dicke Thränen über die Backen gelaufen. Die Frau lag still, mit geschlossenen Augen da. Ihre entfesselten Haare fielen in einzelnen Strähnen über die weißen Kissen und den Bettrand hinab, und die goldigen Spitzen ringelten sich auf dem dunklen Fußteppich. Vor dem Bette kniete der Taschenspieler; die Hand der Verwundeten ruhte auf seinem Kopfe, den er tief eingewühlt hatte in die Bettdecke. »Schläft Fee?« flüsterte die Frau fast unhörbar, während sie mühsam die Lider öffnete. Der Taschenspieler hob den Kopf und nahm die bleiche Hand zwischen die seinigen. »Ja,« murmelte er mit schmerzverzogenen Lippen. »Die Tochter des Hauses hat sie mitgenommen in ihr Schlafzimmer; sie liegt dort in einem weißen Bettchen – unser Kind ist gut aufgehoben, Meta, mein süßes Leben!« Die Frau blickte mit einem unaussprechlichen Ausdrucke innerer Leiden auf ihren Mann, dem die Verzweiflung aus den Augen glühte. »Jasko – ich sterbe!« seufzte sie. Der Taschenspieler sank auf den Teppich zurück und wand sich wie in den heftigsten körperlichen Schmerzen. »Meta, Meta, gehe nicht von mir!« rief er außer sich. »Du bist das Licht auf meinem dunklen Wege! Du bist der Engel, der die Dornen meines verfemten Berufes sich ins Herz gestoßen hat, damit sie mich nicht berühren sollten! Meta, wie soll ich leben, wenn du nicht mehr neben mir stehst mit dem behütenden Auge und dem Herzen voll unsäglicher Liebe? Wie soll ich leben, wenn ich deine berauschende Stimme nicht mehr höre, dein himmlisches Lächeln nicht mehr sehe? Wie soll ich leben mit dem marternden Bewußtsein, daß ich dich an mich gerissen habe, um dich namenlos elend zu machen? Ein schmerzliches Lächeln flog um die Lippen der Sterbenden. »Du bist ungerecht gegen dich selbst, Jasko,« sagte sie nach einer Pause, während welcher sie noch einmal den Rest ihrer Kräfte zusammengerafft hatte; »ich bin nicht elend geworden durch dich; ich bin geliebt worden, wie selten ein Weib, und diese Jahre des Liebesglückes wiegen wohl ein ganzes, langes Menschenleben auf. Ich habe gewußt, daß ich dem Taschenspieler meine Hand reiche – ich bin aus dem Vaterhause, das mich um meiner Liebe willen verstieß, hellen Blickes gegangen, um an deiner Seite zu leben. O Jasko, die Sorge um Fee macht meine Sterbestunde zu einer qualvollen, schrecklichen! Ich beschwöre dich, halte das Kind fern von deinem Berufe! Ich fordre unsäglich Schweres von dir, Jasko! Trenne dich von Fee – gib sie unter die Obhut einfacher, braver Menschen, lasse sie inmitten eines ruhigen, stillen Familienlebens aufwachsen – versprich mir das, mein einzig geliebter Mann.« Mit von Thränen erstickter Stimme gelobte es ihr der Mann. Es folgte eine schreckliche Nacht, der Todeskampf wollte nicht enden. Als aber das Frührot durch die Fenster brach, da warf es seine Rosen auf eine schöne Frauenleiche.
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La urbdoma salonego estis plenshtopita de spektontoj kaj daure trapelighis homoj sur la shtuparo, honoruloj ankau multis. La programo promesis vere multe da novaj ghis tiam nekonataj aferoj kaj la kulmino estis jena: "Sinjorino d'Orlovska aperos kiel shildvirgulino. Ses soldatoj pafos sur shin per sharghitaj pafiloj, dume shi trahakos enaere la ses kuglojn per sia glavo." La loghantoj de la urbo venis chefe por konvinkighi pri la vereco de tiu chi miraklo. La bela, juna virino vekis ghenerale interesighon kaj chiu ajn ja volis vidi la momenton de al shi direktitaj pafiloj. Cetere ankau la prestidigitisto mem gajnis la atenton de la publiko pro siaj artistajhoj. Li estis ekzakte tio, kion virinoj flegas nomi interesa viro. Mezgranda kun maldika kaj fleksighema korpo, kun regulaj, palaj trajtoj, brunaj bukloj kaj esprimoplenaj okuloj. Chio tia tuj estis forgesita kiam la ses soldatoj enmarshis komandite de kaporalo. Estighis bruo en la publiko kiel che ondofrapado, poste tuj sekvis malbruo timiga. La pollandano alproksimighis al tablo kaj montris la kuglojn al chiuj. Per martelo li frapis la unuopajn kuglojn por konvinki la nerespirantajn vizitantojn danke al la sono pri la autentikeco de la kugloj duoble lutitaj. Poste li donis al chiu soldato kartochon kaj lasis sharghi la pafilojn antau la okuloj de la spektantaro. La prestidigitisto sonorigis. Tuj la virino elpashis de malantau shirmilo largha antau la publikon. Shi malrapide paradis flanken staronte sin, kontraue al la soldatoj. Temis pri aspekto mira; la maldekstran brakon kovris la shildo kaj la dekstra mano tenis la glavon. Vestajho blanka fluis multfalde pieden. Chirkau la koksoj kushis arghentaj ajhoj kaj brilanta kiraso kovris la belajn mamojn. Tamen, nenio estis tia chi brilo komparite al la oraj hararaj ondoj kiuj sub la kasko shvelighis kaj terenfalis ne tute ghis la orlo. La pala, melankolia ulino ekvidis triste la mortigajn armilojn transen spektantajn. Ech ne unu okulharo tikis. Ech ne la plej malgranda movigho videblis che la vestajho iomete ondanta. Tiam shi staris kiel shtona imago. La lasta komando audeblis en la silentega salonego. La ses pafoj krakis samtempe - rapidege la glavo transshiris la aeron kaj dekdu duonaj kugloj ja terenfalis. Ankorau momenton oni vidis stari la altan shildvirgulinon senmova - la pulvovaporo malklarigis shiajn trajtojn kaj nur malhele transiris la kiraso la nebulon. Tiam shi tuj shancelighis, shildo kaj glavo laute terenfalis kaj per la dekstra mano shi apogilserchante kaptadis krampe aeren. Fine shi shancelighis en la brakojn de la alhastinta edzino kriante mizerige: "Ho Dio, mi estas trafita!". Li portis shin post la shirmilon kaj tuj atakis furioze la soldatojn. Chiuj ricevis la komandon, tramordi dum la pafilshargho la kuglojn kaj teni la reston bushe. Jen la tuta miraklo. Sed unu el ili, mallerta filo de kamparano, tute konfuzite per la homamaso, perdis en la grava momento la kapon. Kiam la kvin aliaj reprenis la kuglerojn el la bushoj li montris - je la propra shokigho - iom da pulvo. Lia kuglo transboris la virinon. La trajtoj de la pollandano tiumomente deformighis pro doloro kaj malespero. Ekster si li frapis la krimulon malvolan je la vizagho. Tuj ighis malordo nekredebla en la salonego. Pluraj damoj svenis kaj multaj vokis je kuracista helpo. Doktoro Böhm komprenis la tuton pli rapide ol chiuj aliaj kaj jam longe estis irinta post la shirmilon che la vunditinon. Kiam li pale reiris de tie li mallaute diris al Hellwig. "Sengrace shi devos morti, la povra kaj belega virino!" Unu horon pli poste la edzino de la prestidigitisto kushis sur lito de la gastejo "Che la leono". Oni estis portinta shin sur sofao el la salonego; Heinrich estis unu portinto. "Nu, sinjoro Hellwig, chu mi pravis au nepravis koncerne la chevalon?" li diris al sia chefo plorante. La virino kushis trankvile kaj kun fermitaj okuloj. Shia malligita hararo falis per chiuj harfasketoj supre de la blankaj kusenoj kaj la litorando. La oraj pintoj ringighis sur la malhela tapisho. Antau la lito genuis la prestidigitisto. La mano de la vunditino estis sur lia kapo, kiun li profunde enmetis en la litkovrilon. "Chu nia filino Fee dormas?" flustris la virino kvazau malaudeble dum la malfacila malfermo de la palpebroj. La prestidigitisto altigis la kapon, prenis la palan manon inter la siajn kaj jesis murmure per doloregantaj lipoj. "La filino de la gastejestro prenis shin kun si en la dormochambron. Tie Fee kushas en blanka liteto; nia infano tie estas bone, Meta, ho vi, mia dolcha vivo!". La virino per nedifinebla esprimo de interna sufero spektis la edzon kies malespero ardis el la okuloj. "Jasko, mi mortos", shi ghemis. La prestidigitisto refalis tapishen kaj sin volvis kvazau dolorege: "Meta, Meta, ne foriru de mi!", li kriis estante ekster si. "Vi estas la lumo sur miaj malhelaj vojoj, la anghelo kiu la dornojn de mia metiacho pushis en sian koron. Por ke ili ne tushu min mem! Meta, kiamaniere mi vivu kiam vi ne plu estos apud mi per okulo gardanta kaj koro amplena? Kiamaniere mi vivu sen audo de via ebriiga vocho, sen la vido de via chiela rideto? Kiamaniere mi vivu dum doloriga konscio ke mi raptis vin al mi por fari vin tiom mizera?" Dolora rideto nun videblis chirkau la lipo de la mortontino. "Vi estas maljusta kontrau vi mem, Jasko", shi diris post pauzo en kiu shi ankoraufoje mobilizis la reston de siaj fortoj. "Mi ne mizerighis per vi. Mi amighis tiom, kiom nur malmultaj virinoj amighas. Tiujn jarojn da amfelicho ja egalas tutan, longan homovivon. Mi sciis ke mi edzinighis al prestidigitisto. Mi forlasis la gepatran domon, kiu forpelis min pro mia amo, per hela konscio: por vivi che via flanko! Ho Jasko, la zorgo pri Fee igas la mortohoron malfacila kaj suferiga. Mi petegas vin: tenu infanon nian for de via profesio! Mi postulis de vi ion tre malfacilan, Jasko. Separighu de Fee, donu shin sub la shirmon de malkomplikaj, honestaj bravuloj. Ke shi pasigu la junajn jarojn en trankvila familia etoso. Promesu tion al mi, mia ununure amita viro!" Per vocho larme sufokita la viro solene promesis tion al shi. Sekvis nokto terura, en kiu agonio ne volis finighi. Sed kiam finfine la matenrugho rompighis tra la fenestrojn, ghi jhetis rozojn sur belan virinan kadavron.

[Das Geheimnis der alten Mamsell/E. Marlitt]






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Esperanto-Redaktion
03.09.2018

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